Ungerechtigkeit gegen Ungerechtigkeit Für die Verbrechen der Machtgierigen büßen die Völker von Abdullahi A. Osman Wenn auf der Bühne der Weltpolitik von Frieden geredet wird, geht es nicht darum, wie die Völker der Welt gleichberechtigt miteinander leben können, sondern darum. Wie die Mächtigen ihre Macht vergrößern und die Machtlosen noch tiefer auf den Boden drücken können. Und gerade deswegen erlebt die Menschheit eine Niederlage nach der anderen. Jeder Bombenanschlag, jeder Krieg und jede Besatzung ist das Ergebnis dieser Politik, und stellt ein Hindernis für das Zusammenkommen der Völker der Welt dar. Von Krieg und Terror profitieren vor allem große Konzerne wie die Rüstungsindustrie, sowie die politischen Machthaber, die diese Geschäfte in die Wege leiten. So haben sie viele Regionen der Welt in einen Ort des Krieges und der Gewalt verwandelt. Und wer sind die Opfer der Gewalt? Es ist die Zivilbevölkerung, die ihr Leben und ihr Hab und Gut verliert. Während die Menschen in Bagdad oder Afghanistan jeden Tag die Gewalt hautnah erleben, wird die persönliche Freiheit der BürgerInnen im Westen durch die zunehmende Überwachung immer mehr eingeschränkt. All die Gewalt und die Völkerrechtsverletzungen dienen dem Interesse der skrupellosen Geschäftemacher. Darum nennen wir sie Täter. Die Herrschenden versuchen, die Probleme zu exportieren und ihre Konflikte in Ländern auszutragen, die weit weg von ihren Machtzentren liegen, aber die Probleme kehren wie ein Bumerang zurück, wie wir in New York, Madrid und London gesehen haben. Der durch diese Politik gesäte Hass vergiftet aber die Verständigung zwischen den Nationen, frisst sich tief in das Bewusstsein ein und dauert von Generation zu Generation an. Ohne Rücksicht auf die Lage, in die sie die Welt gebracht haben, sind die Herrscher der Welt nur am Ausbau und der Sicherung ihrer Macht interessiert. Um ihre Kriege weiterzuführen, versuchen sie, die Bevölkerung durch Angst zu lähmen und mit Versprechungen zu blenden. Wenn es zum Krieg kommt, verstecken sie sich aber hinter der Zivilbevölkerung. Ihre Adressaten sind medienabhängige Menschen, die die Informationen, die ihnen serviert werden, nicht kritisch hinterfragen. Was bringt einen jungen Menschen dazu, eine Bombe zu basteln und damit in einen Zug einzusteigen, der ArbeiterInnen an ihren Arbeitsplatz, SchülerInnen in die Schule und KrankenpflegerInnen von der Nachtschicht nach Hause fährt? Wollen wir behaupten, dass dieser Mensch sein Leben nicht liebt, und Gefallen daran findet, unschuldige Menschen zu töten? Ist es nicht vielmehr ein Ausdruck von Wut und Machtlosigkeit? Die Familie, die sich auf zwei Wochen Urlaub freut, und nicht einmal eine Wasserflasche für ihre Kinder ins Flugzeug mitnehmen darf, ist von Krieg und Terror ebenso betroffen wie eine Frau in Afghanistan, die nicht weiß, ob ihr Mann und ihr Kind nach Hause zurückkehren werden, wenn auch nicht im gleichen Maße. In Europa und Amerika wird über verstärkte Sicherheitskontrollen geredet, aber wer sorgt sich um die Menschen im Irak, in Afghanistan oder im Libanon, die das gleiche Bedürfnis nach Sicherheit haben? Dass die Völker auf dieser Erde gemeinsam in Frieden miteinander leben und sich entfalten können, ist ein globales Interesse. Ein Interesse, das eine Mutter in New York mit einer Mutter in Bagdad, ebenso wie einen Bauern in Afghanistan mit einem Bauern im Lungau verbindet. Um das System aufrechtzuerhalten, werden von den Herrschenden neue Barrieren zwischen den Menschen auf, indem sie Hass und Vorurteile schüren. Ihre Instrumente sind Lüge, Panik und Angst. Wie könnten wir diesem Wahnsinn entrinnen? Deshalb ist es unsere Aufgabe, den Politikern und Machthabern dieser Welt nicht mehr blind zu folgen, sondern ihnen die Gefolgschaft zu verweigern. Irgendwann wird die Zeit kommen, in der auch die Großkonzerne Verluste machen und durch ihre skrupellose Profitgier zusammenbrechen werden. Irgendwann werden auch die Herrschenden gestürzt werden. Die Völker können ihren Kampf für Frieden und Gerechtigkeit aber nicht durch engstirnige Ideologien, sondern nur durch Solidarität und Offenheit gewinnen. Nur gegenseitige Verständigung ist der Schlüssel zum Frieden. erschienen in: Talktogether Nr. 18/2006
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