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9. November - Internationaler Tag gegen Faschismus und Antisemitismus
Wir vergessen nie und werden niemals dulden!
In Erinnerung an den Novemberpogrom 1938
von Abdullahi A. Osman
Normal 0 false false false MicrosoftInternetExplorer4 Person 1:
In diesem Land Kam ich auf die Welt Meine Eltern erzogen mich In der Kultur dieses Landes Und lehrten mich seine Sprache Parallel mit der ihrer Vorfahren.
Obwohl ich hier aufwuchs In Kindergarten und Schule ging Und keine andere Heimat kannte, wuchs ein rĂ€tselhaftes GefĂŒhl in mir und ich spĂŒrte, Dass ich drauĂen blieb.
Je Àlter ich wurde Umso mehr erkannte ich Die RealitÀt Als man uns holte, war mir klar Dass unsere Wurzel Woanders war Eine Wurzel, die ich Erst erfahren musste.
Man brachte uns ins KZ Vergasung und Folter Grausamkeit und Angst Ein Leben ohne MenschenwĂŒrde Viele, die mit mir in einem Raum waren wurden weggeholt Und danach sah ich nur mehr Ihre GrĂ€ber
Ich begegnete dem Tod tÀglich Er ging er an mir vorbei Und entriss meine Kameraden So lebe ich heute noch.
Den Hass kenne ich wohl Und sehe ihn jeden Tag Genau wie die Sonne SpĂŒre aber den kalten, Dunklen Winter.
Die Angst und das Misstrauen GegenĂŒber meinen Landsleuten Die Feindschaft meiner Nachbarn Kann ich bis heute nicht BewĂ€ltigen.
Trotzdem Wollte ich niemals fliehen Denn hier ist mein Zuhause Ich fĂŒhle mich aber fremd Wann werde ich mich Heimisch fĂŒhlen?
Chor: Wir vergessen nie und werden niemals dulden!
Person 2:
Ich floh aus meiner Heimat Vor Hass und Krieg Suchte Frieden und Freude Ein Leben in WĂŒrde Gerechtigkeit und Gleichheit Eine Welt mit Zukunft.
Dann kam ich hierher Ich lernte die Sprache Um Freunde zu haben Die Kultur zu verstehen Ich arbeite und lebe Aus eigener Kraft Bin aber immer noch drauĂen Und gehöre nirgends dazu Weder hier, Wo ich Zuflucht suchte Noch in dem Land Das ich verlassen musste. Ich bin immer noch ein Fremder Manchmal plagt mich Angst Und ich denke an weitere Flucht.
Ich spreche nicht nur fĂŒr mich Sondern fĂŒr Tausende, Millionen Die nicht fĂŒr sich selbst Sprechen können Die mit Angst leben mĂŒssen Und Flucht ohne Ende Verzweiflung und Ruhelosigkeit Die sich das Leben Genommen haben oder fĂŒr die, Die durch die HĂ€nde der Knechte des Systems Ums Leben gekommen sind.
Nun frage ich Euch: Soll ich noch einmal flĂŒchten? Werde ich jemals Frieden spĂŒren?
Person 3:
Es war vor 70 Jahren Der Tag begann wie Ein ganz gewöhnlicher Tag Und niemand ahnte, Welch schreckliches Geheimnis er barg. Es kam zu einer Zeit In der die Leute nicht Mehr entfliehen konnten. Was von dieser Nach blieb Sind unheilbare Wunden.
Chor: Wir vergessen nie und werden niemals dulden!
Es war Feierabend Die GeschĂ€fte waren zu Die Kinder bereits im Bett Eine Nacht mit verschiedenen TrĂ€umen In der Mitternacht kamen sie Zerstörten die GeschĂ€fte Rissen die schlafenden VĂ€ter Aus den Armen ihrer Verzweifelten Frauen Und lieĂen die Kinder Weinend zurĂŒck. Was von dieser Nacht blieb Sind unheilbare Wunden.
Chor: Wir vergessen nie und werden niemals dulden!
Sind die Kinder der TĂ€ter Auch heute TĂ€ter? Und die Kinder der Opfer Auch heute noch Opfer? Wir Menschen sind TĂ€ter Wir Menschen sind Opfer Bevor die TĂ€ter mit den Opfern Nicht geredet haben Bevor sie ihre Tat nicht Zugegeben haben Und das Schweigen nicht gebrochen wurde Bleiben TĂ€ter TĂ€ter Und Opfer auch Opfer Denn, nur leere Worte Heilen die Wunden nicht.
Wir Menschen sind Fremde Fremde und Einheimische BrĂŒder und Schwestern Durch die Geschichte irrend Und die Welt gehört uns!
Dieses Gedicht wurde bei der ersten Veranstaltung von Talktogether âWir vergessen nie und werden niemals duldenâ im November 2003 im Markussaal von Abdullahi A. Osman, Beate Wernegger und Naser Khadem vorgetragen. Normal 0 21 false false false MicrosoftInternetExplorer4
erschienen in: Talktogether Nr. 30/2009
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