In Erinnerung an den Dichter Elmi Boodhari
(1910-1941)
"Aus einer armen Familie zu kommen und sich in eine Frau aus der Oberschicht zu verlieben, kann einem das Leben kosten."
Was für Europa Romeo und Julia symbolisieren, ist in Somalia die Geschichte des unglücklichen Elmi Boodhari. Elmi wurde in Nordsomalia geboren. Das Nomadenleben war hart, deshalb ging er in die Hafenstadt Berbera, wo er weder Verwandte noch Freunde hatte, um Arbeit zu suchen. Er bekam Arbeit als Bäcker, und da er tüchtig war, übernahm er kurz danach die Leitung der Bäckerei. Elmi wurde bald so beliebt, dass alle Leute zu ihm kamen, um Brot zu kaufen. Eines Tages betrat eine junge Frau namens Hodan die Bäckerei und Elmi verliebte sich auf den ersten Blick unsterblich in sie. Er sah sie nur, wenn sie zu ihm kam um Brot zu kaufen. Eine Verabredung war unmöglich, denn Hodan durfte das Haus kaum verlassen. Damals war Berbera eine sehr kleine Stadt.
Elmi konnte aber nicht mehr aufhören, an Hodan zu denken. Er glaubte verrückt geworden zu sein und schalt sich einen Narren. Wenn aber Hodan in die Bäckerei kam und ihn lächelnd mit der Stimme begrüßte, die Elmi später in den Tod schickten sollte, hüpfte sein Herz vor Freude, sie wieder zu sehen. Wenn sie aber wieder ging, ohne mit ihm ein Wort gewechselt zu haben, wurde Elmi unendlich traurig. Eines Tages beschloss er, ihr seine Liebe zu gestehen. Aber Hodan erzählte ihrem Vater, was der Bäcker zu ihr gesagt hatte. Der Vater, einer der angesehensten und reichsten Männer der Stadt, kam in die Bäckerei, erklärte ihm, dass Elmi zu arm für seine Tochter sei und verbot ihm, sie wieder zu sehen. Doch Elmi gab die Hoffnung nicht auf, dass Hodan eines Tages seine Liebe erwidern und zu ihm kommen würde.
Bald kam er in einen Zustand, in dem er nicht mehr arbeiten konnte. Schlimmer war, dass die ganze Stadt über seine Krankheit lachte und ihn verspottete. Einmal versammelten sich seine Freunde und Bekannten und überredeten Hodan, ihn zu besuchen. Doch sie erwiderte: „Würde es ihm denn helfen, wenn ich ihn aus Mitleid heirate?“ Als Elmi Hodan eines Tages begegnete, sagte er zu ihr: "Alle Menschen verlassen aus irgendeinem Grund die Welt, ich werde sie aus Liebe verlassen". Von nun an blieb er zu Hause und dichtete. Seine Freunde versuchten ihn abzulenken und stellten ihm die schönsten Frauen der Stadt vor. Doch er sagte zu den Frauen:
„Wenn das Auge etwas Schönes erblicken soll und es überhaupt Schönheit gibt, die Menschen glücklich macht, so habe ich sie bei Hodan gesehen. Ich versuche mein Herz zu heilen, aber ihr habt in meiner Wunde gerührt. Euer Lächeln ist nichts als Täuschung, fürchtet Gott und bedeckt eure Körper...“,
und schickte sie nach Hause. Elmi blieb krank. Einmal gelang es seinen Freunden sogar, Hodan zu überreden, ihn zu besuchen. Doch als sie kam, war er, der Nächte lang wach blieb, eingeschlafen und schlief so tief, dass ihn niemand zu wecken vermochte. Als er erfuhr, dass Hodan bei ihm gewesen war, als er geschlafen hatte, war er untröstlich und rief: „Am Tag ist das Schlafen schlecht! Warum habe ich geschlafen? Ich bin verflucht, weil ich Hodan verpasst habe“ .
Hodan heiratete schließlich einen reichen Mann und es wird erzählt, dass Elmi aus Liebe starb. Seine Gedichte wurden aber unsterblich und in der somalischen Gesellschaft wurde er ein Sinnbild für alle, die an der Liebe leiden. Noch heute wird sein Grab in Batalaale manchmal von liebeskranken Menschen besucht. Da die somalische Schrift erst 1972 eingeführt wurde, wurden Elmis Gedichte mündlich vorgetragen und überliefert und erst später niedergeschrieben.
Sidii geel horwaynoo
Sidii geel horwayno wax badan hawdka miranaayey Oo haro la soo joojiyo kuray u heegaayo Oo hoobay loo qaaday iyo hees walwaaleedka
Kolkaad Hodan tidhaahdaanba waan soo hinqanayaaye Haday hawlyaraan idin latahay aniga way hooge Ayadoon ciida lagu hamsiin waanaan ka hadhayne
Hammada beenah marbaan is idha waad la hurudaaye Jin uun bay haddoodilay miday habar wadaagaane Hareertayda madhan baan is idhi haadso gacanteeda Kolkaan hubsaday meel cidla ah inaan ku hawshooday Ruqruqaansigaygii dambaan soo hambaabiraye U haylhaylay gogoshii sidii halablihii aare Siday iga haleeyeen maryihii hiifay oo tuuray
U hagoogtay sidii geesi ay niman ka hiilsheene U hiloobay sidii wiil la dhacay kadin ay haysteene U hiqleeyey sidii naag layidhi huray dalaaqdaaye
Wax aanad haynin ood haabsataa habartii weeyaane Hoheey iyo hoheey maxaa hadimo la ii gaystay
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Liebe ohne Hoffnung
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Wie eine Kamelherde, die nach langer Zeit im Hawd (=Busch) aus Durst zurückkehrt vor dem Brunnen vom Hirtenjungen zurückgehalten vorwärts zum Wasser drängt, weil sie schon das „Hoobay“-Lied hört, das der Junge beim Wasserschöpfen singt um sie zu beruhigen.
So fühle ich, wenn ich den Namen „Hodan“ höre! Euch scheint es ein gewöhnlicher Name aber mir bringt er Trauer und Schmerz. Ich werde meine Liebe niemals aufgeben nicht bis zum Tag an dem sie Erde in ihr Grab schütten.
Versunken in ein trügerisches Traumbild glaubte ich an ihrer Seite zu schlafen aber es war ein Dschinn, der mir ein Trugbild ins Bett geschmuggelt hat. Als ich versuchte ihre Hand zu erreichen bemerkte ich, dass der Platz an meiner Seite leer war und ich mich vergeblich bemühte. Ich wälzte mich von einer Seite zur andern und attackierte die Bettwäsche wie ein wütender Löwe als wäre sie schuld an meinem Verlust.
Wie ein Held gegen den sich die Feinde verbünden verhüllte ich ängstlich mein Gesicht wie ein verzweifelter Hirtenjunge der seine Herde nicht vor den Räubern retten konnte und niedergeschmettert wie eine Ehefrau von der die Scheidung verlangt wurde.
Wie demütigend ist es, sich nach etwas zu verzehren, das unerreichbar bleibt. Oh weh, welch Unheil hat mich befallen!
erschienen in: Talktogether Nr. 1/2003
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