Ein Schicksal - ein Ziel: Gedichte von Flüchtlingen PDF Drucken E-Mail

Krieg

von Ferhad Haidari

Der Krieg ist laut. Aber noch gibt es die Welt.
Diesen hässlichen Lärm braucht die Welt nicht.
Der Krieg kommt und bringt Hässlichkeit mit.
Alle Schönheit nimmt er mit und trägt sie fort.

Der Krieg hat mein schönes Heim kaputt gemacht.
Der Krieg hat meine schöne Heimat kaputt gemacht.
Ich weine, weil mein Kind im Krieg gefallen ist.
Du weinst, weil deine Mutter im Krieg gefallen ist.

Ich habe meine Hände im Krieg verloren.
Du hast deine Augen im Krieg verloren.
Die Kinder sind Flüchtlinge im Krieg.
Die Kinder werden im Krieg von ihren Müttern getrennt.

Wir wollen keinen Krieg mehr auf dieser Welt.
Wir wollen nicht, dass Menschen weinen auf dieser Welt.
Wir wollen nicht den Lärm der Waffen.
Wir wollen feiern und laut Musik hören auf dieser Welt.
Wir wollen, dass alle Menschen lachen auf dieser Welt.

Wir hassen den Krieg in dieser Welt.
Wir lieben den Frieden. Wir wollen, dass er in die Welt kommt.
Du Krieg, geh weiter, geh weg von dieser Welt!
Hallo Frieden, wenn es dich gibt, brauchen wir dich jetzt!
Hallo Frieden, wenn es dich gibt, brauche ich dich jetzt!

Ferhad Haidari ist 31 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Er ist gelernter Schneider und wohnt im Caritas Flüchtlingshaus. Sein Wunsch ist, in Österreich als Dolmetscher arbeiten zu können.

 

Tschetschenien

Von R. Dzhabrailov

Die Zeit verwischt alles
mit ihrer erbarmungslosen Hand.
Ich wurde ein anderer,
aber du wirst keine andere sein.
Und das Vergangene für mich bleibst du
und für dich zerstöre ich die Brücken
und alles gebe ich für deine Ruhe.
Ich schicke deine Trauer weg,
ich glaubte an deine seltsamen Orte,
du schaukelst erneut in deiner Wiege,
du bemerkst nichts rund um dich,
du freust dich des Lebens wie ein Kind,
der erste Flug, du verlässt komplett die Welt,
Tschetschenien, strahlen wirst du.
Nicht hastig, aber du gewinnst in der Ewigkeit.

Herr Dzhabrailov ist 60 Jahre alt und mit seiner Frau und drei Kindern nach Österreich gekommen. Er war in Tschetschenien Journalist und hat Bücher veröffentlicht. In seiner Heimat wurde er wegen seiner politischen Haltung verfolgt. Trotzdem wurde sein Asylantrag abgelehnt. Herr Dzhabrailovlebt heute in Oberalm. 

 

Mein Land

von Ahmed Abdi

Wir sind die Jugend des Landes
und wir haben eines gemeinsam:
Wir sind gegen das, was in unserem Land passiert
Denn unser Land ist wie unsere Mutter
und ich werde nie vergessen,
woher ich komme, egal wo ich bin.

Mach die Augen auf und beobachte,
was in unserem Land passiert,
es gibt wieder Krieg und viele Menschen
sind hungrig und sterben jeden Tag.
Sag mir: Wer ist dieser Krieg verantwortlich?

 Bitte, bitte, stoppt den Burgerkrieg!
Bitte, bitte, lasst die Menschen leben!

Ich hoffe, eines Tages wird
Somalia eine gute Regierung haben
dann werden alle in die Städte kommen
und miteinander feiern.
Und es wird keinen Krieg mehr geben.
Denn der Krieg macht uns unglücklich.

Wenn ich im Fernsehen Nachrichten
aus meinem Land sehe, höre ich von Piraten.
Dann frage ich mich: für wen ist das gut?
Warum kapern sie die Schiffe?
Wissen sie nicht, dass uns die Schiffe
Lebensmittel bringen?

Es gibt keine gemeinsame Schule und Bildung,
und jeder oder jede lernt etwas
anderes.
Wenn junge Menschen an einem Tisch sitzen,
verstehen sie einander nicht,
einer spricht deutsch und ein anderer
antwortet auf Arabisch.

Ahmed Abdi ist 19 Jahre alt und kommt aus Somalia. Heute lebt er in Linz und absolviert den Hauptschulabschluss. Danach würde er gerne eine Ausbildung zum Koch machen.

 erschienen in Talktogether Nr. 36/2011