NEWROZ
Cejna Gelê Kurd - Kurdisches Neujahrfest
Newroz in Istanbul. Foto: Bertil Videt (CC BY 2.5)
Das kurdische Neujahrsfest "Newroz", wird am 21. März gefeiert und heißt wörtlich "der neue Tag". Dieses Fest wird nicht nur in Kurdistan gefeiert, sondern wird auch im Iran und von anderen iranischen Völkern bis heute gefeiert.
Das Fest Newroz steht als Symbol des Widerstandes. Die Legende erzählt, dass im Land der Kurden Dehak regierte, ein brutaler und tyrannischer Herrscher, der die Menschen versklavte. Eines Tages wuchsen ihm zwei Schlangen aus seinen Schultern. Wenn die Schlangen hungrig waren, hatte Dehak viele Schmerzen. Verzweifelt bat er alle Weisen aus dem Land um Hilfe. Er bekam den Rat eines Weisen, der ihm sagte, er solle diese Schlangen täglich mit den Gehirnen zweier junger Menschen füttern, deren Verzehr die Schlangen vielleicht besänftigen würde. Dehak befolgte den Rat und gab seinen Wächtern den Befehl, täglich zwei junge Menschen umzubringen und deren Gehirne an die Schlangen zu verfüttern. Kawa, ein Schmied, der unter dem Volk als kluger und mutiger Mann galt, konnte keine weiteren Morde und Demütigungen mehr hinnehmen und war auch nicht bereit, seinen Sohn zu opfern. Er überredete die Wächter, seinen Sohn am Leben zu lassen und versprach, dass er das Gehirn selbst zum Herrscher bringen würde. Er legte ein Schafhirn auf einen Teller, ging in den Palast und überreichte Dehak das Gehirn. Doch unter dem Teller war sein Hammer versteckt. Mit dem schlug er dem grausamen Herrscher auf den Kopf und tötete ihn. Dann entÂzündete er ein Feuer auf dem Gipfel des höchsten Berges, als Zeichnen für alle zum Kampf bereiten Kurden, den Palast zu stürmen. Der Plan gelang. Dies war das erste Mal, dass die Kurden sich von einem Unterdrücker befreien konnten.
Da der Held Kawa das Feuer zum Schmieden des Eisens brauchte, ist das Feuer zu einem wichtigen Symbol des Neujahrsfestes geworden. Das Feuer spielt bei dem kurdischen Volk eine große Rolle, da es das Verlangen des kurdischen Volkes nach Unabhängigkeit bezeugt. So werden jedes Jahr Feuer entzündet, um die Sehnsucht und den Kampf des kurdischen Volkes nach Freiheit zu verkörpern. Eine Million KurdInnen feiern dieses Fest im ostanatolischen Diyarbakir. Der türkische Staat begegnet diesem Ausdruck des Freiheitswillens mit Repression: Jedes Jahr wird die Organisation und Abhaltung des kurdischen Newroz-Festes, durch die türkische Polizei erschwert und es kommt zu Festnahmen, polizeilichen Durchsuchungen und blutigen Ausschreiungen.
Der Krieg der türkischen Spezialeinheiten gegen das kurdische Volk hat mindestens 30.000 Opfer gefordert, es wurden mehr als 4.000 kurdische Dörfer zerstört, Millionen Kurden haben ihr Zuhause verloren und sind in der Folge in die türkischen Städte, wo sie in den Slums unter unmenschlichen Bedingungen leben, oder aber nach Westeuropa geflohen. Auch im Irak ist die kurdische Minderheit unterdrückt: zwischen 1997 und 1998 starben 100.000 Zivilisten als Hunderte kurdische und syrisch-aramäische Dörfer mit Giftgas angegriffen wurden. Auch im Iran gehört die kurdische Bevölkerung zu den ärmsten und benachteiligsten. Und die kurdischen Flüchtlingsströme reißen nicht ab, Tag für Tag, landen Menschen an der Küste Italiens auf der Flucht vor einem unmenschlichen Leben und einer internationalen Staatengemeinschaft, die immer weniger Interesse an den Problemen dieser Menschen zeigt.
Newroz pîroz be – Frohes Newrozfest!
erschienen in: Talktogether Nr. 2/2003
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