Die Nachbarn Teil XX von Abdullahi A. Osman Dr. Mayr: Einen Moment bitte! Hier reden wir über zwei österreichischen Kolleginnen und für mich gibt es weder Ausländerinnen noch Inländerinnen, wenn es um meine MitarbeiterInnen geht. Mir ist sehr wichtig, dass alle für die Patientinnen da sind und jede und jeder von den anderen Respekt erfährt. Wer die Mitarbeiterinnen spalten will, sollt sich wo anders Arbeit suchen. Wir Österreicher waren nie nur unter uns, und wir haben nicht alleine diese Republik aufgebaut. Seit Ewigkeit gibt es Zuwanderer, die etwas zur Entwicklung des Landes beigetragen haben. Daher lautet meine Botschaft: gleiche Pflichten, gleiche Rechte. Maria: „Gleiche Pflicht - gleiche Rechte“, das ist für mich ein guter Abschluss und ich bedanke mich, aber jetzt muss ich wieder an die Arbeit Monika: Ich frage mich, ob wir Österreicher die gleiche Rechte bekommen würden, wenn wir in der Türkei, Nigeria oder China wären! Maria: Leider war ich noch nicht in Nigeria oder in China. Aber ich war in der Türkei und dort ist sehr schön und ich würde dir empfehlen, dort hinzufliegen um deine Angst zu überwinden. Monika: Meinen Urlaub verbringe ich lieber in meiner Heimat und da ist es sehr schön. Dr. Mayr: Da bin ich Ihrer Meinung, unsere Heimat ist sehr schön. Aber nur unser Land ist nicht schön sondern die gesamte Welt ist schön, wenn Sie sie mit Gesunden Augen sehen. Sie sollen ins Ausland reisen um sich zu überzeugen. Er holt die Akte von Hua aus der Schublade: Schwester Monika Frau Hua kommt in Ihre Station und Frau Abdi zu Schwester Maria: Und wie gesagt, gleiche Pflichten - gleiche Rechte. Monika: (murmelt) …und wenn sie nicht Deutsch lernen will, sollte ich Chinesisch lernen oder wie? Dr. Mayr: Frau Hua spricht perfekt Deutsch und Sie sollen nicht das Haar in der Suppe suchen. Alles was Sie zutun haben ist, sie zu behandeln wie alle anderen und für Frau Maria gilt der Selbe. Monika ist durch ihre Vorurteile im Vorhinein davon überzeugt, dass Hua nicht so gut wie eine Inländerin arbeiten würde. Sie sagt zu sich: „Okay, ich werde sie nicht anders behandeln, aber wenn sie schlampig arbeitet oder nicht pünktlich in der Arbeit erscheint, dann sage ich ihr, sie soll dort hin gehen, wo der Pfeffer wächst“, und verlässt das Büro. Während Dr. Mayr im Krankenhaus mit seinen Mitarbeiterinnen heftige Diskussionen über Hua und die Sahara führt, sitzen die beiden bei Hua zu Haus und warten mit Spannung und Ungeduld auf das Ergebnis. Hua: Wenn sie uns nicht anrufen und sagen, dass sie uns nicht einstellen wollen, was machen wir? Sahra: Ich bin sicher dass sie uns anrufen und fragen, wann wir die Arbeit anfangen können. Hua: Dein Wort in Gottes Ohr. Sahra: Amen! Ich habe gedacht, du glaubst nicht an Gott? Hua: Es schadet nicht, daran zu glauben. Kurz drauf läutet Haustelefon. Hua steht auf und geht ins Vorzimmer. Kurz danach kommt sie zurück: Rat einmal, wer mich angerufen hat? Sahra: Ich habe keine Ahnung, vielleicht Dr. Mayr? Hua: Nein, Willi hat angerufen und bringt Pizza mit. Er fragt, welche Pizza du essen willst. Sahra: Nein danke, ich möchte keine Pizza essen! Ich muss nach Hause, denn mein Mann wartet auf mich Hua: Rooble kommt auch mit. Sie sind zusammen bei Franz und Brigitte, die beiden kommen auch mit. Sahra: Das klingt ja nach einer Feier! Dann sollen sie bitte für mich eine mittelgroße Pizza mit Thunfisch mitbringen. Hua geht an Telefon und kommt noch mal zurück zu Sahra. Hua: Liebe Sahra! Jetzt haben wir wirklich einen Grund zu Feier! Der erste Anruf war von Dr. Mayr und er hat mir folgendes gesagt: 08.03.2010 ist unser erster Arbeitstag. Sahra steht auf und will die Hua umarmen. Aber Hua wehrt sich und sagt: Moment Frau Abdi, ich bin noch nicht fertig. Sahra setzt sich wieder: Was gibt es denn noch? Hua: Anfang Februar müssen wir zu ihm gehen und um unseren Arbeitsvertrag zu unterschreiben, und jetzt umarme ich dich. Die Männer sitzen vor dem Fernseher bei Brigitte und Franz und schauen sich die Spielpläne der WM in Südafrika an, wer gegen wen spielt. Gerade läuft eine Reportage über die politische Vergangenheit Südafrikas. Es herrscht Schweigen und alle begeistern die Landschaft und die Tiere des Landes. Der Bericht zeigt wie schön und vielfältig das Land auf der einen Seite ist, auf der anderen Seite das Versagen der Politik im Bezug auf Armut, Hungersnot und Rassismus. Franz: Die Zeiten verändern sich. Und diese Veränderung passiert ohne Absicht und Zutun der Menschen, wir bewegen uns und unsere Bedürfnisse treiben uns irgendwohin. Ich sage euch, wir Menschen sind nur Zeugen, dass die Zeit in eine Richtung fließt, aber wir können sie nicht lenken. Wer hätte zehn Jahren geglaubt, dass die Amerikaner einen schwarzer als Präsident wählen werden. Wer hätte vor zehn Jahren geglaubt, dass das Land der Apartheid, das Land, in dem die Schwarzen einst Erniedrigung und Diskriminierung erleben müssten, von Schwarzen regiert wird, und wer hätte erwartet, dass es dem Land trotz dieser Geschichte gelungen wird, als erstes afrikanisches Land, das eine WM veranstalten wird. Ich persönlich habe mir das nicht erwartet. Willi: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir gegen die Apartheidpolitik demonstrierten und Gemüse, Obst und andere Waren aus Südafrika boykottierten. Wir Menschen können nicht alles planen und die Zeit bringt die Veränderung mit sich, und wie du schon gesagt hast, es kommen immer unerwartete Ereignisse. Aber wenn ich jetzige Politik in Israel sehe, die Mauer, die Straßen, die für Palästinenser verboten sind, denke ich an Boykottierung. Denn ich lehne alle Art von Diskriminierung ab, es ist egal wer praktisiert. Rooble: Da bin ich deiner Meinung. Wenn ich irgendeine rassistische oder antisemitische Aussage höre, dann reagiere ich sofort. Aber was die Veränderung der Zeit anlangt, bin ich nicht eurer Meinung. Denn das klingt ja so, als ob die Südafrikaner, das was sie heute haben, als Geschenke von den Buren bekommen hätten. Es klingt so, dass die gesamte afrikanische Bevölkerung nicht in der Lage wäre, sich zu organisieren. Es muss erwähnt werden, dass die Südafrikaner bittere Kriege hinter sich haben, und für sie mit dem Ende der Apartheid ein neues Leben begonnen hat. Gestern haben die Menschen gegen Diskriminierung demonstriert, heute kämpfen sie gegen Korruption und Misswirtschaft. Der damalige Kampf gingen um Gerechtigkeit und Gleichheit, heute gibt es zwar nicht mehr soviel Diskriminierung, aber dafür haben sie Hunger und Kriminalität. Das ist ein Versagen der Politik. Das Land ist reich genug, jedem Südafrikaner und jeder Südafrikanerin genug Ernährung anzubieten, egal welcher Hautfarbe, so dass der Bevölkerung ein stabiles und sicheres Leben führen und in Frieden miteinander leben können müsste. Rassismus, Neid und Hass sind die Früchte der Hunger und Ungerechtigkeit. Aber wenn die Politiker von gestern und heute nicht in der Lage sind, den Reichtum richtig zu verteilen Hautfarbe des Präsidenten stillt keinen Hunger und löst keine Probleme der Rassentrennung. Die Menschen brauchen eine Person, aus der Krise holt. Zugegeben, dass die afrikanischen Länder bisher immer am Rand vieler Veranstaltungen standen. Es ist eine Tatsache, dass Südafrikaner das Glück haben, das erste afrikanische Land zu sein, die eine WM veranstaltet und dafür die Kapazitäten hat und ich hoffe, dass der Pokal in Afrika bleiben wird. Das würde ich sogar als einen Forschritt für die gesamte Menschheit sehen. Es muss erwähnt werden, obwohl die Amerikaner Rassenprobleme hatten/ haben. Wenn es um Sport ging, waren /sind sie immer auf ihre Spitzersportler stolz, dass sie die besten Läufer, die besten Basketballspieler oder Boxer als Landesmänner auf ihrer Seite hatten. Was Präsident in den USA angeht, war das für mich auch nur eine Frage der Zeit, denn die Gesellschaften werden reifer und Menschen bleiben nicht immer in der gleichen Situation. Aber jede Veränderung ist nur dadurch zustande gekommen, weil Menschen für ihre Überzeugung gekämpft haben. Dass Herr Obama Präsident ist, ist aber ein Beweis dafür, dass jeder der Präsident der USA den Krieg weiter und vorantreiben muss und über den Frieden nur reden kann. Man sollte sich die Frage stellen, wer regiert Amerika? Sehen und kennen wir den richtigen Präsident der USA oder handelt es sich um eine Figur, die von wo anders gesteuert wird? Franz: Stellt euch vor, Obama wäre nicht Präsident geworden, hätten wir behauptet, die Amerikaner wollen keinen Frieden und sind rassistisch, weil sie den Friedenstifter und Afroamerikaner Mann abgelehnt haben. Rooble: Da muss ich dir recht geben! Ich wäre einer gewesen, der das behauptet hätte. Aber wenn er 30.000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan schickt und mit Gewalt, Zwang und Unterdrückung Frieden erreichen will, bin ich davon überzeugt, dass Obama nichts anderes tut als Bush. Ich wage zu behaupten, dass er sich sogar auf der Überholspur befindet. Daher verlange ich, dass er den Nobelpreis zurück gibt. Willi: Aber was soll er tun? Wie du gesagt hast, erwartet die Waffenindustrie, dass die Waffen verkaufen werden, und die Terroristen sind immer noch aktiv, was er soll tun? Brigitte kommt in dieser Moment zu den Männern: Er soll zurück treten sagt sie, er wird nicht verhungern. Warum kann er nicht sagen, ich mache da nicht mehr mit. Willi: Da hast du recht, aber ob er sich das leisten kann oder will? Genau dieses Moment klingelt sein Handy: Willi: Moment, meine Frau ist am Apparat. Nach dem Gespräch steht er auf: Hua hat gesagt, wir sollen alle zu uns kommen und dort gibt es einen Grund zu Feiern. Kommt ihr mit? Brigitte: ja, toll vielleicht haben sie die Arbeit bekommen. Franz: zu seiner Frau: ich habe gedacht, wir organisieren was zum Essen. Willi: ich habe einen Auftrag von Hua bekommen und bestelle uns Pizza. Hua esst Vegetarisch, Sahara, mit Thunfisch, ich mit Salami, ihr sollt euch jetzt bestellt. Sahra und Hua warten auf die mit der Nachrichten. Brigitte kommt als erste: Na, Schwester wie geht es euch habt ihr schon die Stelle? Sahra: das wissen wir noch nicht aber am Februar sollen wir Arbeitsvertrag unterschreiben Hua: Und am 8.März.2010 dürfen wir den weißen Mantel anziehen. Brigitte: Was? Am 8. März? Am Internationalen Frauentag! Dieser Tag ihat eine große Bedeutung für mich. Und noch wichtiger Tag ist er für mich, weil meine Mutter ist in diesem Tag auf der Welt gekommen ist. Und nuni st er durch euch schon wieder unvergesslich geworden Willi freut sich für seine Frau, aber Rooble ist nicht so sehr von der Nachricht begeistert. Auch die anderen bemerken das. Bevor Franz den Mund auf macht, schlägt Willi vor, dass sie Pizza essen.Sahra geht zu ihrer Mann und versucht die Stimmung zu verbessern. Nach dem Essen fragt Willi, ob Rooble ihm helfen kann. Rooble steht auf: Na klar. Sie gehen hinaus. Willi: Warum freust dich nicht, dass deine Frau die Arbeit bekommen hat? Rooble: Ich habe gedacht, du brauchst Hilfe? Fortsetzung folgt…
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