Vier Interviews mit Frauen, die in Reinigungsfirmen arbeiten, zum Thema Diskriminierung am Arbeitsmarkt und Möglichkeiten, die Situation von Migrantinnen zu verbessern. Interviewführung und Niederschrift: Sandra Wernegger
Interview 3
Sandra: Woher stammst du?
K.: aus Pakistan.
Sandra: Wie alt bist du?
K.: 49
Sandra: Was ist deine Arbeit?
K.: Ich arbeite in einer Reinigungsfirma im Landeskrankenhaus.
Sandra: Arbeitest du mit Halima zusammen?
K.: Nein nicht mit Halima. Sie ist auch meine Kollegin. Ich bin auch Springerin. Jeden Tag an verschiedenen Plätzen.
Sandra: Seit wann bist du in Österreich?
K.: 1991 bin ich hierher gekommen.
Sandra: Hast du in Pakistan auch eine andere Arbeit gehabt?
K.: Ich war Friseurin.
Sandra: Hast du das gelernt?
K : Ja.
Sandra: Wie du hier her gekommen bist....
K.: Bei meiner Hochzeit. Erst Hochzeit und dann nach der Heirat bin ich hergekommen.
Sandra: Wie du hergekommen bist war es da schwer für dich, eine Arbeit zu finden hier in Österreich?
K.: Ich war 10 Jahre Hausfrau. Und ich habe mit meinem Mann eine sehr schwierige Zeit gehabt und nach 10 Jahren wieder geschieden. 2001 war ich alleine mit drei Kindern und bis jetzt habe ich alles geschafft.
Sandra: Als du dann alleine warst, hast du begonnen eine Arbeit zu suchen, oder?
K.: Ja. 2003 habe ich angefangen zu arbeiten.
Sandra: Und war es schwer eine Arbeit zu finden?
K.: Nein, nicht schwer. Wenn jemand eine Arbeit will, dann ist es nicht schwer. Wenn man nicht will, dann ist es immer schwer.
Sandra: Und hättest du gerne eine andere Arbeit gehabt?
K.: Als ich angefangen habe zu arbeiten, war ich Verkäuferin in Lofer in einem Souvenirgeschäft. Als der Sommer dann vorbei war und der Winter kam... in Lofer da ist sehr viel Schnee und kalt... dann habe ich Arbeit in Salzburg gesucht. Und in Salzburg habe ich dann in einer Reinigungsfirma gearbeitet. Ich habe es noch einmal als Verkäuferin versucht, aber als es wieder nicht gegangen ist, bin ich bei der Reinigungsfirma geblieben. Ich verdiene alleine für drei Kinder. Und wenn ich wieder unterwegs war – viel Zeit. Später habe ich auch eine Arbeit am Wolfgangsee gefunden auch über den Sommer und im Winter war es dann auch schwer. Und dann habe ich in Salzburg eine bessere Arbeit gefunden. Seit 2005 bin ich im Landeskrankenhaus bis jetzt.
Sandra: Und du arbeitest als Springerin? Musst du dann immer einmal dort und einmal da arbeiten. Weißt du deine Zeiten immer vorher?
K.: Ich arbeite immer, wenn eine andere Frau im Krankenstand oder Urlaub ist, wenn eine frei hat arbeite ich an ihrem Platz.
Sandra: Und gefällt dir das?
K.: Früher war eine CSS Firma im Landeskrankenhaus. Da war ich auch Springerin. Ich will arbeiten. Ich verdiene alleine. Und wenn man keinen fixen Platz hat, dann ist es schwierig. Landeskrankenhaus egal, ob ich Vormittag oder Nachmittag arbeiten muss. 8 Stunden ist genug; dann ist es kein Problem. Jetzt ist eine neue Firma gekommen und die habe ich schon gefragt um einen Fixplatz. Vorher habe ich schon 6 Monate einen Fixplatz gehabt und dieses Monat bin ich Springerin und gestern hat mir meine Chefin gesagt, dass ich im März wieder einen Fixplatz kriege. Aber ich bin schon zufrieden mit meiner Firma, mit meiner Arbeit, weil ich will arbeiten, Geld verdienen.
Sandra: Und wegen den Zeiten, weißt du dann immer, ob du heute arbeiten musst oder nicht?
K.: Ja, das weiß ich schon. Der Plan steht immer. Jede Woche, jeden Tag. Da steht immer, wo ich morgen arbeite, wo ich Nachmittag arbeite. Ich weiß schon alles.
Sandra: Glaubst du hat man es schwerer, wenn man von einem anderen Land hierher kommt in diesem Beruf?
K.: Als ich nach Salzburg gekommen bin, war ich Hausfrau. Ich kannte keine Leute, ging nicht in die Arbeit. Ich war immer Hausfrau. Und da, als ich Hausfrau war; mit Mann mit Familie; da habe ich Katastrophe gehabt. Und dann habe ich gesagt, so... geht nicht weiter. Dann habe ich mich scheiden lassen. Große Probleme; da brauche ich aber 3 oder 4 Stunden, um das zu erzählen. 2001 war ich alleine, mit dem dritten Kind schwanger. 2002 habe ich das Kind geboren und 2003 habe ich wieder gearbeitet. Als die Kinder klein waren, war ich nur Teilzeit arbeiten und habe auch Sozialhilfe genommen und 2007 bis jetzt habe ich keine Hilfe vom Staat genommen, keine Sozialhilfe genommen. Ich verdiene alleine und es ist alles okay.
Sandra: Siehst du irgendwelche Chancen, dass du einmal einen anderen Beruf machen kannst?
K.: Ich will schon. Ich habe die pakistanische Staatsbürgerschaft, aber meine Kinder haben schon alle drei die österreichische Staatsbürgerschaft. Und ich wollte schon in den Deutschkurs gehen oder etwas anderes machen. Ich habe es einmal probiert in der Berufsschule in Lehen. Dann wollte ich hier weiter als Friseurin arbeiten mit einer Einschulung von drei oder sechs Monaten, aber als ich eine Lehrerin gefragt habe, hat sie gesagt, wie alt ich bin. Ich bin 40 Jahre alt. Dann hat sie mir gesagt, tut mir leid, die Leute wollen Junge. Das schwerste für mich ist Deutsch. Ich kann nicht richtig lesen und reden. Ich war zehn Jahre Hausfrau und als ich angefangen habe mit arbeiten oder wenn ich mit den Kindern in die Schule gegangen bin, da habe ich angefangen zu reden. Aber bis jetzt habe ich überhaupt keine Schule besucht. Ich habe keine Zeit. Wenn ich Teilzeit arbeite, kann ich gut verdienen Geld, wenn ich Vollzeit arbeite 8 Stunden. Am Nachmittag alle Kinder zuhause. Ich brauche viel Zeit für die Kinder. Jetzt sind die Kinder alle in der Schule – keine Arbeit. Alle drei Schule. Trotzdem war ich in keiner Schule, weil ich wollte mich für die Staatsbürgerschaft melden – es wäre alles okay, ich bin auch schon lange genug in Österreich, die Arbeit ist auch gut, verdienen tu ich auch gut; ich bezahle alles selber, aber nur Deutsch ist das Problem und habe ich deshalb keine Staatsbürgerschaft gekriegt. Ich muss in die Schule gehen. B1.
Sandra: Und nochmal wegen dem Friseur. Da haben sie gesagt, es geht nicht, dass du dies Ausbildung machst?
K.: Sie haben gesagt: Kein Deutsch. Das Problem ist Deutsch. Sonst könnte ich alles machen. Ja ich habe schon gefragt. Ich habe da in der Berufsschule die Mädchen gesehen. Und dann habe ich die Lehrerin gefragt. Und ich habe ihr gesagt, ich habe schon als Friseurin gearbeitet in Pakistan. Ich habe auch ein Zertifikat. Sie hat mir gesagt, es ist schwierig, weil ich kein gutes Deutsch spreche. Sie hat gesagt, ich kann nicht reden, wie man die Haare schneiden soll. Wenn jemand etwas fragen will oder so. Ich muss alles richtig wissen. Richtig reden. Dann ist es besser. Aber die Kinder waren klein und ich musste arbeiten und ich habe keine Zeit gehabt. Bis jetzt keine Zeit gehabt. Wenn die Kinder keine Arbeit haben – alle Schule und ich verdiene alleine – ich muss arbeiten. Und wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, brauche ich viel Zeit. Wenn ich am Abend Schule gehe, ist es auch schwer. Wenn ich einmal in der Woche oder zweimal. Dann ist es auch so, dass ich 5 Tage arbeite. Aber trotzdem kämpfen. Ein unbefristetes Visa habe ich. 2010 ist schon eine schwierige Zeit gekommen mit einem Österreicher. Ein Österreicher hat mich im Bus geschlagen. Er hat mit mir um den Platz gestritten. Ich kann dir den Zeitungsbericht zeigen (zeigt den Zeitungsausschnitt).
Diese Zeit war schon schwierig, aber trotzdem habe ich kein Schmerzensgeld gekriegt. Bis jetzt nicht. Das Gericht hat mir gesagt: Warte. [Weißering] hat mir schon die 10 Tausend Euro gegeben. Aber ein Österreicher hat das mit mir gemacht. Der Mann der mir das angetan hat ist 27 Jahre alt. Doppelter Kieferbruch; da ist es gebrochen und da ist es gebrochen. 2 Mal habe ich eine Operation gehabt. Und keinen Groschen hat mir dieser Mann gegeben. Gar nichts ist mit ihm; ich sehe ihn immer spazieren. Weil er nichts bezahlt hat, war er schon drei Monate im Gefängnis, aber bezahlt hat er nicht, weil er keine Arbeit hat. Er nimmt Geld vom Sozialamt. Er hat kein Geld; kein Bezahlen. Und mir sagt 30 Jahre warten; wenn er Arbeit hat, dann kriege ich es. Wenn du richtig wissen … wie österreichische Leute und Ausländer Leute. Mit Familie; mit Frau mit Kinder war er. Er sagt scheiß Ausländer. Er hat zu mir gesagt: „Scheiß Ausländer, aufstehen“. Aber warum, ich habe auch eine Karte gekauft. Ich arbeite auch; ich nehme keine Sozialhilfe. Keine Hilfe. Es waren viele Österreicher viele Ausländer im Bus. Eine türkische Frau [hat etwas gesagt?]. Alle haben nur geschaut, was passiert. Der Fahrer hat auch nichts gemacht. Zuerst war ein kleiner Artikel in den Nachrichten. Der Mann war es; er hat geschrieben, dass ihn eine pakistanische Frau mehrmals geschlagen hat. Dann hat mir eine Frau im Krankenhaus die Zeitung gezeigt und gesagt, was ist mit dir passiert. Und als ich es ihr erzählt habe, hat sie gesagt, es ist falsch und hat mir die Zeitung gezeigt. Aber wenn ich ihn schlage dann ist sein Kiefer gebrochen und nicht mein Kiefer. Dann hat der Arzt mit dieser Frau geredet und sofort bei der Zeitung angerufen. Dann waren die Leute von der Nachrichtenzeitung im Krankenhaus und haben Entschuldigung gesagt und dann haben sie einen neuen Artikel geschrieben. Wenn ein Ausländer so etwas gemacht hätte wäre er sofort ins Gefängnis gekommen. Sofort! Ich habe das schon hundert Mal gesehen. Das passiert überall.
Sandra: Glaubst du er bekommt keine Strafe, weil er Österreicher ist?
K.: Ja. Wenn ich eine Rechnung nicht bezahle kommt sofort das Gericht. Fernseher, Computer oder so; alles schreiben sie auf. Wenn du nichts bezahlst nehmen sie alles mit. Jetzt, wo so etwas großes passiert ist; alle Österreicher, alle Salzburger wissen es, aber keiner ist zu mir gekommen und hat gesagt, was ich kriege oder will. Ich bin schon ungefähr 23 Jahre in Salzburg. Lange Zeit, aber trotzdem. Ich bin wieder gesund und wieder arbeite ich. Ich lebe mit meinen Kindern. Von 2007 bis jetzt habe ich keine Sozialhilfe, gar nichts. Weil Ausländer kriegen kein Visa, wenn sie Sozialhilfe nehmen. Und Österreicher... jetzt ist das dritte Jahr. Der kriegt alles. Keine Arbeit, kriegt alles. Er sagt er Arbeitet wann er will. Keine Miete, kein Strom. Wenn meine Kinder alle in die Schule gehen, dann muss ich arbeiten gehen. Egal ob der Chef mir eine schwere Arbeit gibt oder mir mehr Arbeit gibt. Oder wenig Arbeit; oder Springerin oder Fixplatz. Wenn ich will, dann muss ich arbeiten.
Sandra: Aber Sozialhilfe nehmen willst du nicht?
K.: Nein, ich will nicht. Eine Frau ist einmal gekommen und hat gesagt, wenn ich will, kann ich das oder das bekommen. Nein Danke! Zwei Mal ist jemand vom Magistrat in meine Wohnung gekommen. Und sie fragen, wie machst du mit dem Geld, wie viel verdienst du? Ich habe gesagt lieber Zwiebelsuppe essen, aber ich will nichts – Sozial. Weil mit Sozial hat man keine richtige Gesundheit und kein richtiges Leben. Ein Monat nimmt man Sozialhilfe und im zweiten Monat kommt die Kontrolle. Ich wollte mit meinen Kindern richtig Leben; dann muss ich arbeiten.
Sandra: Wie findest du die Integration in Österreich? Findest du, dass du dich gut in die Gesellschaft integrieren kannst? Oder ist das sehr schwer in Österreich?
K.: Für mich ist es gar nicht schwer. Ich habe viele Freunde. Wirklich viele Freunde. Wenn ich alleine bin, wenn ich mit Mann bin, viele Österreicher haben mir geholfen. Wenn ich nicht deutsch kann, wenn ich keine Arbeit hatte, viele haben mir geholfen. Sie gehen mit mir, in die Schule zwei, drei mal. Und die Lehrerin hat auch gesagt, verstehst du mich schon. Nimmst du dieses Buch hier mit und gehst nach Hause und setzt dich mit den Kindern zusammen. Du liest, deine Kinder lesen. Mit den Kindern verstehst du es besser. Aber manche Leute haben viel Hass mit Ausländern. Aber mit mir nicht. Meine Kinder sind sehr sehr brav. Meine Tochter kriegt immer Einser und jetzt ist sie in der vierten Klasse. Mein jüngerer Sohn ist in der HASCH und mein großer hat die Matura gemacht, aber diese Woche ist er jetzt im Bundesheer. Alle drei sind zuhause geblieben bis vierzehn Jahre. Am Nachmittag Hort, das habe ich schon bezahlt. Alle sind in der Schule sehr brav. Alles geschafft immer. Nie Probleme gemacht. Immer brav. Wenn ich keine Zeit habe, gehe ich nicht zum Elternabend oder Elternsprechtag. Dann sagen sie mir, brauchen sie nicht kommen, ihre Kinder sind brav. Aber wenn die Kinder gesund und brav sind und für mich die Arbeit gut, dann ist es kein Problem.
Sandra: Wie siehst du Parteien in Österreich zum Beispiel die FPÖ?
K.: Ich weiß nicht; ich verstehe nicht. Ich bin keine Österreicherin, ich kann nicht wählen. Mein Sohn ist jetzt 19. Vorher waren sie immer klein. Ich weiß nichts. Wollte ich auch nicht wissen. Die Kinder glaub ich wissen es schon, aber ich nicht. In dieser Zeit hat mir keiner geholfen. Mit meinem Ehemann hat mir keiner geholfen, von dem Mann habe ich keinen Euro gekriegt. Ich interessiere mich nicht was die machen, ich muss arbeiten.
Sandra: Also fühlst du dich von den Leuten auch gut akzeptiert?
K.: Ja.
Sandra: Fällt dir irgendetwas ein, was man verbessern sollte in Österreich? Was man anders machen sollte, dass es leichter ist für die Leute, die von woanders hierher kommen? Hast du eine Idee, was man anders machen könnte, dass es für dich besser wäre?
K.: Weiß nicht, was die Leute denken. Ich denke nur an meine Kinder. Ich denke, ich gehe arbeiten und verdiene Geld und was machen meine Kinder. Ich interessiere mich nicht dafür, was in der Stadt die Leute machen. Ich komme nicht schlecht mit den Leuten aus. Ich wohne hier seit 4 Jahren. Ich weiß noch nicht, wer meine Nachbarn sind. Ich kenne nur meine Hausmeisterin. Wenn ich Probleme habe, gehe ich zu ihr. Wenn ich komme habe ich die Leute gesehen und Grüßgott gesagt. Fertig. Besser arbeiten. Ruhe.
Sandra: Also du willst lieber deine Ruhe?
K.: Ja. Nicht jeden Tag zum Sozialamt gehen und warten, wann kommt mein Geld. Wenn ich gesund bin, arbeite ich. Meine Wohnung alle Sachen, habe ich gekauft. Wenn ich Geld habe, kaufe ich alles. Das passt. Ich brauch nicht so viel und ich brauch nicht dies und das. Egal. Kein Problem.
Sandra: Also Hauptsache du kannst gut leben?
K.: Ich selber gut denken, gut leben. Ich kann alles machen. Ich bin alleine. Als ich alleine war, war ich mit meiner Tochter schwanger. 2001 bis jetzt habe ich alles geschafft. Die Leute haben mir gesagt, das ist schwer mit drei Kinder. Aber ich habe gesagt, wenn meine Kinder brav sind, auf mich hören und mich verstehen. Beim Tisch essen und ich sag, was richtig ist und was nicht richtig. Sowieso, wenn du keine Zeit für die Kinder hast und jeden Tag Sozialhilfe nimmst und die Kinder schauen und sehen, dass die Mama Sozialhilfe nimmt und dann McDonalds essen oder Burger King. Nichts denken. Dann ist das Geld wieder weg und man muss wieder warten, bis wieder Geld vom Sozialamt kommt. Dann machen es die Kinder später auch so.
Sandra: Also du willst ein gutes Vorbild für die Kinder sein?
K.: Ja. Später machen es die Kinder auch so. Aber ich wollte nicht. Ich bin eine Mutter ich muss alles richtig machen. Man muss selber kämpfen, wenn schwere Zeiten kommen und selber wissen, was man machen soll. Ich bin alleine, weil ich habe keine Eltern. Bei meiner Hochzeit bin ich hergekommen, da ist mein Papa auch gestorben. Dann habe ich eine sehr schwierige Zeit gehabt mit meinem Mann. Ich habe immer geschluckt und geschluckt. 10 Jahre nur schlucken. Ich wusste ich habe keine Familie, sonst hätten meine Eltern mir schon geholfen. Keine Eltern. Dann habe ich immer nur geschluckt. Ich wollte das nicht, dass Anzeigen und die Polizei kommen. Ich habe gesagt, nein, geht nicht. Fertig. Aber mein Mann hat viele Probleme gemacht, aber ich habe immer geschluckt. Aber dann kam eine gute Zeit 2001 bis jetzt. Ich arbeite selber, meine Kinder sind gesund, ich bin gesund. Schöne Wohnung. Ganz ruhig, keinen Stress mit Mann. Das ist schon eine gute Zeit. Alle sechs Monate gehe ich in den Urlaub mit meinen Kindern.
Sandra: Auch nach Pakistan?
K.: Europa ist genug. Zwei drei Mal war ich schon dort. 2001 bis jetzt 4 Mal. In Österreich gibt es genug, Deutschland, Italien, Türkei, Schweden, Schweiz, Budapest, Tschechien. Viel ja, aber ich fahre mit meinen Kindern. Ich will nicht nochmal heiraten. Ich mache mir eine gute Zeit mit meinen Kindern. Alle haben schon gefragt, warum macht sie mit dir ein Interview? Meine Chefin hat gefragt, welche Frau interviewt dich. Halima hat es mir gesagt. Und ich habe gesagt, ich glaube ich komme in die Zeitung. Ich bin schon glücklich. Meine Kinder sind sehr brav. Aber arbeiten muss man, wenn man das schöne Leben will. Ich nehme kein Geld von der Stadt, ich bezahle alle Schulden selber. Wenn die Kinder Schulausflüge machen. Ich zahle alles selber. Ich denke nur an meine Kinder. Meine Zeit ist schon vorbei. Weihnachten war ich 49. Ich denke jetzt, ich lebe mit den Kindern und kämpfe mit den Kindern. Und die Kinder sehen, was die Mama gemacht hat. Kein Alkohol, kein rauchen, kein Spazieren gehen, keine Disko. Mein 19 jähriges Kind geht nicht in die Disko. Er geht jetzt zum Bundesheer, 6 Monate in Kärnten. Eine Ausbildung machen zum Kommandeur. Heute ist die zweite Woche. Matura hat er angefangen und nach der Matura ist dieser Brief gekommen. Tochter ist vierte Klasse. Immer Einser. Nächste Woche melde ich sie fürs Gymnasium an. Wenn die Kinder schlimm sind, egal ob Österreicher oder Ausländer. Ich hab das gesehen, die mit 12 Jahren schon Alkohol trinken und rauchen. Und in der Schule auch schlecht. Streiten mit der Lehrerin oder so. Trotzdem interessiere ich mich nicht für alle Leute. Nur für meine Kinder. Wenn meine Kinder einen guten Beruf haben, bin ich glücklich. Ich will nicht mehr. Und trotzdem habe ich keine Zeit für Deutschkurs. Ich lerne nur Deutsch mit meinen Kindern. Sie sprechen zusammen deutsch. Und sie sagen mir immer sofort: Mama falsch.
Das Projekt wurde gefördert vom Integrationsbüro der Stadt Salzburg (2012)
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