Fast den ganzen Juni lang sah Minneapolis aus wie eine Kriegszone. Nun, im Juli, sind die Auswirkungen der Proteste und Randale ĂŒberall in der Community immer noch zu sehen und zu fĂŒhlen: In der ganzen Stadt sind geschlossene GeschĂ€ftslokale, in Schutt und Asche gebrannte GebĂ€ude und vernagelte Schaufenster ein gewohnter Anblick geworden. FĂŒr viele auĂerhalb von Minneapolis scheint es fast unverstĂ€ndlich, dass diese höfliche, liberale Stadt fast auf den Boden niedergebrannt worden ist, als Resultat von etwas, das die Tat von vier Personen zu sein scheint. Jedoch, die unmenschliche Ermordung von George Floyd wurde zum Siedepunkt fĂŒr eine Bewegung, die bereits seit Jahren an Dampf gewonnen hat.
Um tatsĂ€chlich zu verstehen, was die Menschen dazu gebracht hat, zu Tausenden auf die StraĂen zu gehen, muss man die Geschichte der PolizeibrutalitĂ€t in Amerika und den systematischen Rassismus hier in Minneapolis verstehen. Die "Black Lives Matter" Bewegung wurde 2013 gegrĂŒndet, nachdem der 17-jĂ€hrige Travyon Martin in Florida getötet und sein Mörder freigesprochen wurde. Seit 2013 sind unzĂ€hlige weitere unbewaffnete und unschuldige schwarze Menschen durch die HĂ€nde von Polizisten ermordet worden. 2014, nachdem der 18-jĂ€hrige Michael Brown vom Polizeibeamten Darren Wilson getötet worden war, erschĂŒtterten Proteste und Randale die Stadt Ferguson in Missouri, Ă€hnlich wie es vor einem Monat hier in Minneapolis geschah.
Ein Jahr nach den Protesten in Ferguson wurde der 24-jÀhrige Jamar Clark von zwei Polizisten in Minneapolis ermordet. Die Beamten wurden vom Dienst beurlaubt, aber nicht verurteilt. Dann, 2016, starb in Minnesota der 32-jÀhrige Philando Castile in seinem Auto wÀhrend einer Verkehrskontrolle. Ein Muster zeichnete sich ab, nachdem alle paar Monate ein neues Video eines Polizeibeamten, der eine schwarze Person rechtswidrig tötete, auftauchte und sich verbreitete. Als Folge der darauffolgenden Proteste wurden die Beamten in bezahlten Urlaub geschickt, aber meist nicht angeklagt oder vom Gericht freigesprochen. Die Morde an Jamar Clark und Philando Castile und die erbÀrmliche Reaktion darauf waren noch nicht verheilte Wunden, als sich der Tod von George Floyd ereignete.
Mitanzusehen, wie ein schwarzer Mann auf brutale Weise bei hellem Tageslicht von einem weiĂen Mann getötet wird, der sein Knie auf seinen Nacken drĂŒckte, sein Flehen um Gnade zu hören, wĂŒrde jedes menschliche Wesen erschĂŒttern, erst recht, wenn sich die Verantwortlichen dann noch weigern, die TĂ€ter dafĂŒr zur Verantwortung zu ziehen. Viele hatten das GefĂŒhl, dass die Zeit fĂŒr friedliche Proteste vorbei war, zumal keiner zuhörte. Dr. Rev. Martin Luther King hat einmal gesagt: "Randalieren ist die Sprache der Ungehörten", diese Worte wurden nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis RealitĂ€t.
Da ich im SĂŒden von Minneapolis lebe, habe ich die Zerstörung nicht nur gesehen, sondern ich habe in ihr gelebt. Die Bank, das Postamt und viele LebensmittellĂ€den in der Umgebung meiner Wohnung sind niedergebrannt oder zerstört. Es gab NĂ€chte, in denen ich mich beim Schlafengehen gefragt habe, ob noch etwas von meiner Nachbarschaft ĂŒbrig sein wĂŒrde, wenn ich am nĂ€chsten Morgen aufwache.
Ich billige die Zerstörung der kleinen GeschĂ€fte nicht, schon gar nicht in den Vierteln der Schwarzen und Farbigen, die diese Versorgung benötigen, aber ich verstehe, dass die BĂŒrger keinen Grund haben, die Gesetze zu achten, wenn ihr Land ihnen die Gerechtigkeit vorenthĂ€lt. Wenn Polizisten ungestraft unschuldige Menschen ermorden können - Menschen, die so aussehen wie ich - allein wegen ihrer Hautfarbe, warum sollte da noch irgendwer in Gesetze vertrauen?
Nun stellt sich fĂŒr mich die Frage, wie kommen wir weiter? Wie können wir ein System umstrukturieren, dass seit Jahrhunderten Menschen mit dunkler Hautfarbe unterdrĂŒckt? Ja, ich denke, wir sollten damit beginnen, dass wir mit unserem Geld unsere eigenen MĂŒnder fĂŒttern und es der Polizei entziehen. Das Budget fĂŒr die Polizei ist stĂ€ndig angewachsen, statt das Geld in Schulen und öffentliche Sozialprogramme zu stecken.
Die Stadtverwaltung von Minneapolis hat bereits zugestimmt, die Polizei in ihrer derzeitigen Form aufzulösen, aber wir befinden uns noch mitten in einer Debatte, wie das aussehen soll. Organisationen wie "Reclaim the Block" in Minneapolis arbeiten Programme aus, wie das Geld von den Police Departments in Gesundheitszentren und Programme zur GewaltprÀvention transferiert werden können. Es wurden auch bereits Schritte unternommen, um Polizeibeamte einem Deeskalationstraining zu unterziehen und in Einrichtungen zur StÀrkung der psychischen Gesundheit zu investieren.
Die Debatte, die in Minneapolis begonnen hat, findet in jeder Ecke von Amerika und sogar auf der ganzen Welt statt. Damit ist George Floyd nicht damit nur zum Opfer der PolizeibrutalitĂ€t, sondern auch zu einem leuchtenden Symbol fĂŒr die VerĂ€nderung geworden. Alles in allem, die Zeit fĂŒr Gerechtigkeit ist gekommen, und wir freuen uns alle gemeinsam auf eine bessere und hellere Zukunft.
by Mohamed sisters (Ăbers.: talktogether)