Cannabis – Kulturpflanze oder Rauschgift? PDF Drucken E-Mail

Cannabis – Kulturpflanze oder Rauschgift?

von Herbert Hopfgartner


Foto: David Amián Valle (CC BY-NC-SA 2.0)

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Am 2. Dezember 2020 veröffentlichten die Vereinten Nationen (UN) einen überraschenden Bericht: Die UN-Suchtstoffkommission stuft Cannabis – wie schon von der WHO empfohlen – nicht mehr als gefährliche Droge ein! Zum Verständnis sei angefügt, dass Marihuana und Haschisch – auch in den USA – weiterhin als problematische Suchtmittel gelten.

Auch der Europäische Gerichtshof wartet mit einer bemerkenswerten und denkwürdigen Erkenntnis auf: In einem aufsehenerregenden Urteil vom 19. November 2020 wird entschieden, dass das im Kulturhanf (griech.: „Cannabis“) enthaltene Cannabidiol (CBD) – nicht zu verwechseln mit Tetrahydro­cannabinol (THC) – „keine psychotropen Wirkungen oder schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat“. Das Rechtsgutachten richtet sich gegen den ausdrücklichen Wunsch der EU-Kommission, die offensichtlich von zahlreichen Pharmakonzernen beeinflusst wurde und wohl deshalb Cannabis in allen Formen gerne verboten hätte. Für die medizinische und therapeutische Praxis bedeutet das außergewöhnliche Gerichtsurteil natürlich eine erfreuliche Nachricht.

Cannabis scheint also nicht gleich Cannabis zu sein. Oft genug verschwimmen die Meinungen hinsichtlich der Gefährlichkeit dieses Gewächses, wobei leider zwischen der Kulturpflanze und dem Suchtmittel gar nicht oder zu wenig unterschieden wird. Der folgende Essay stellt zumindest einen Versuch dar, die Verwirrung um die Pflanze und deren Bedeutung und Nutzen, aber auch deren Missbrauch ein wenig zu verringern.

Genuss zwischen Lust und Sucht

Wenn man an einem lauen Sommerabend durch die Stadt flaniert, fällt einem gar nicht so selten ein charakteristischer, süß bis scharf riechender Geruch auf, der beim Verbrennen der Blüten, Blätter oder Extrakte von Cannabis entsteht: Vielleicht kommt der „Duft“ vom Ufer des Flusses, vom Park nebenan, oder von einem Balkon eines benachbarten Hauses?

Der Geruchsinn täuscht nicht: In der nächsten Umgebung wird ein Joint geraucht…

Warum Menschen Cannabis in Form von Marihuana und Haschisch konsumieren, lässt sich nicht eindeutig sagen: Manche berichten von faszinierenden Bewusstseinsveränderungen und kosmisch-spirituellen Erfahrungen, andere von einem intensiveren Gefühlsleben oder positiven Zusammengehörigkeitsgefühlen in der Gruppe. Insider des Milieus beschreiben die Szenerie oft mit beifälligen Worten: Freunde und Vertraute würden sich am Abend treffen und über Gott und die Welt plaudern – und dann und wann auch gemeinsam Gras rauchen. Man erfahre auf diesem Weg einen tieferen Sinn des Lebens und könne zu sich selbst finden – außerdem würde es den Gemeinschaftssinn stärken. Diese Erklärungen stellen einen bewussten Gegenentwurf zur geordneten Welt der Fakten und des Funktionierens dar. Die fortwährende Fremdbestimmung der Arbeitswelt, der dabei entstehende körperliche und seelische Stress, aber auch die zunehmende Empfindung einer sozialen Kälte lassen bei manchen Menschen die Lust auf eine Gegenwelt aufkommen, die gänzlich anders – weniger beschwerlich und diszipliniert, dafür aber befreiter, entspannter oder sogar ungezügelter und mit weniger Hemmungen behaftet ist.

Als kritischer Außenstehender bemerkt man an diesen Orten häufig eine friedliche und gedämpfte, jedenfalls gar nicht schrille und lärmende Atmosphäre. Im Gegensatz zu Alkohol scheint Cannabis die Lust auf handgreifliche Auseinandersetzungen zu mindern, die oft zu beobachtende Müdigkeit und Ermattung der „Kiffer“ lässt Streitigkeiten womöglich gar nicht erst aufkommen. Viel Lärm also um (fast) nichts?

Dessen ungeachtet: Das „Kiffen“, der Besitz und die Weitergabe dieses Rauschmittels, sind verboten – und in der bürgerlichen Gesellschaft verpönt. Nur, die Frage sei gestattet: Wie geht unsere Gesellschaft prinzipiell mit dem Rausch und dem Rauschhaften um? Ein magersüchtiges Model gilt als erfolgreich, ein ehrgeiziger Karrierist wird vielfach bewundert. Wenn jemand dann und wann zu viel trinkt, wird neckisch darüber gelacht. Ein Marihuana-Rauchender dagegen ist ein „Süchtler“, ein Junkie – und fast schon dem Tode geweiht. Übertreiben die Kritiker die Gefahren, respektive verharmlosen die Befürworter den Genuss der Pflanze? Vielleicht liegt die Wahrheit wieder einmal irgendwo in der Mitte…

Zur Geschichte

Woher die Hanfpflanze stammt, weiß man nicht genau – sie scheint aber wohl eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt zu sein. Archäologische Funde zeigen, dass in Ostasien schon vier Jahrtausende vor der Zeitenwende die Fasern und auch die ölhaltigen Samen verwendet wurden, entsprechende Belege finden sich in chinesischen Lehrbüchern über Botanik und Heilkunst bereits im dritten vorchristlichen Jahrtausend.

Seit kurzem steht auch fest, dass der rituelle Gebrauch von Cannabis eine lange Geschichte vorweisen kann: Im Pamir-Gebirge, im westlichen China, wurden bei Ausgrabungen alte Räuchergefäße mit verdächtigem Inhalt gefunden. Mittels aufwändiger Analysen konnte ein chinesisch-deutsches Forscherteam bei den verkohlten Cannabispflanzen einen erstaunlich hohen Wirkstoffgehalt an Tetrahydro­cannabinol (THC) feststellen – der Fund in Jirzankal lässt demnach darauf schließen, dass bei Begräbnisriten nicht nur Hanfsamen oder getrocknete Blüten verbrannt wurden, sondern dass wahrscheinlich auch die bewusstseinsverändernde Wirkung des Gewächses bekannt war. Ob in den Zeremonien und dem kultischen Räuchern der Pflanze ein Kontakt zu den verstorbenen Ahnen hergestellt werden sollte und im Rahmen von Gebeten eine Vereinigung mit göttlichen Instanzen gesucht wurde, lässt sich freilich nur vermuten.

In der Kulturanthropologie wird mehr und mehr die These vertreten, dass sich die psychoaktive Bedeutung von Cannabis von den Bergregionen im Osten Zentralasiens auf den verzweigten Routen der Seidenstraße weiter ausbreitete und dass das Gewächs mit der seltsamen Wirkung auf diesem Weg in den vorderen Orient und danach nach Europa kam. In der antiken indischen Medizin dürfte Cannabis zur Schmerzlinderung und bei epileptischen Anfällen eingesetzt worden sein, Herodot berichtet in seinen „Historien“ zudem, dass die Skythen Hanfsamen auf heißen Steinen erhitzten und den Dampf einatmeten. Das eurasische Reitervolk dürfte also die euphorisierende Wirkung schon zu jener Zeit bewusst angewendet und geschätzt haben.

Wie viele orientalische „Spezialitäten“ wurde das Cannabis mit den Kreuzzügen nach Mitteleuropa eingeführt und in die mittelalterliche Volksmedizin integriert. Klösterliche Botaniker beschäftigten sich eingehend mit dem unbekannten Gewächs und beschrieben es als wohltuendes Mittel bei rheumatischen und bronchialen Beschwerden.

Während der Arzt und Apotheker Jacobus Tabernaemontanus (um 1522-1590) in seinem „Neuw Kreuterbuch“ (1588) Frauen, die unter Unterleibsschmerzen klagten, die Einnahme von Cannabis empfahl, zog sich José Antonio Alzate y Ramirez (1737-1799), ein mexikanischer Priester und Forscher, den Ärger der Spanischen Inquisition zu, da er die psychoaktive Wirkung von alten aztekischen Pflanzen als naturgegeben und nicht als vom Teufel hergestelltes Gift (so die offizielle katholische Diktion) klassifizierte. Desgleichen hielt er Cannabis für ein wichtiges und wertvolles Heilmittel gegen Husten, Gelbsucht und viele andere Krankheiten.

Bis in das späte 19. Jahrhundert fungierte Cannabisextrakt als leicht erhältliches und häufig verschriebenes Medikament. Die industrielle Herstellung der Acetylsalicylsäure (Bayer, 1897) änderte jedoch alles. Die hohe Dosierungsgenauigkeit, keine eigentümlichen Wirkungen und von den natürlichen Schwankungen der Naturprodukte unabhängige und gleichbleibende Ingredienzien der Tabletten (Aspirin!) garantierten dem pharmazeutischen Handel einen maximalen Umsatz bei minimalem Risiko.

Als Konsequenz der zweiten Opiumkonferenz in Genf (1925) wollten einige der teilnehmenden Staaten auf Drängen Ägyptens neben Heroin und Kokain auch Cannabis auf die Liste der toxischen und nunmehr verbotenen Rauschmittel setzen. Indien sprach sich aus religiösen und kulturellen Gründen dagegen aus. Deutschland sah ebenfalls keinen Grund, Cannabis zu verbieten. Ägypten drohte daraufhin medizinische Produkte von deutschen Pharmakonzernen (Merck, Bayer), die Heroin und Kokain enthielten, zu boykottieren. Vermutet wird, dass es zu vertraulichen Abmachungen zwischen Vertretern der deutschen Firmen und hochrangigen Politikern der damaligen Regierung kam, da Deutschland dem Ansinnen Ägyptens schlussendlich entsprach. In den USA dürfte ebenfalls gezieltes Lobbying dafür verantwortlich gewesen sein, dass der Anbau von Cannabis und anderen Hanfprodukten verboten wurde.

In den 1930er Jahren paktierten Waldbesitzer und Papiermühlenbetreiber erfolgreich mit der chemischen Industrie, die gerade anfing, mit der Erzeugung von Nylon und anderen Kunstfasern zu experimentieren, gegen den traditionellen Anbau von Cannabis. Gemeinsam wollten sie den Einfluss der Hanfbauern, die den billigen und tauglichen Rohstoff herstellten, zurückdrängen. Das Vorhaben gelang, nicht zuletzt auch durch hetzerische Kampagnen gegen Marihuana-rauchende „Untermenschen“. Damit wurden Kriminelle, mexikanische Immigranten und Afroamerikaner bezeichnet, denen man einen anrüchigen Lebensstil, mindere intellektuelle Leistungen und – ganz generell – eine verbrecheri-sche Gesinnung unterstellte. Der Ruf der Pflanze musste anscheinend unter allen Umständen zerstört werden.

Wie wenig durchdacht dieses Konzept war, zeigte sich in den kommenden Jahren: In den Kriegsjahren wuchs der Bedarf an Kulturhanf. Die in der US-amerikanischen Landwirtschaft Tätigen wurden vom Kriegsdienst befreit, da ihr Produkt, der Hanf, dringend für Uniformen, Verbandszeug und andere wichtige Artikel („Hemp for Victory“) gebraucht wurde. Unmittelbar nach dem Krieg mussten dieselben Bauern ihre Felder jedoch wieder verbrennen bzw. den geernteten Hanf vernichten.

Gift oder Heilpflanze?

Cannabis (griech. „kannabis“ = „Hanf“) ist der gebräuchliche Name der indischen Hanfpflanze, die den Wirkstoff THC enthält. Als Marihuana werden die getrockneten Blütenblätter, Stängel und Blätter bezeichnet, als Haschisch das getrocknete Harz aus den Drüsen der weiblichen Pflanze. Kief (Keef, Kif) ist die pudrige Substanz aus den Pflanzenhaaren des Hanfs; Haschisch ist demnach mehr oder weniger gepresstes Kief.

Cannabis ist für den Menschen an sich nicht giftig, die letal erforderliche Dosis (des Hauptwirkstoffes THC) könnte ein Mensch wohl nicht auf einmal zu sich nehmen. Der übliche Joint, also ein Gemisch aus Tabak und Marihuana, ist aber schon aufgrund der gefäßschädigenden Wirkungen bzw. der bei der Verbrennung entstehenden karzinogenen Stoffe für die Lunge bedenklich bzw. gefährlich.

Psychische Auswirkungen des Konsums sind außerordentlich schwierig zu diskutieren, weil bestimmte Effekte bzw. Reaktionen auch auf andere Begleitumstände (allgemeiner Gesundheitszustand, geistig-seelische Verfassung, Alkohol- und Tabakkonsum, Geschlecht, Alter, genetische Disposition, ethnische Zugehörigkeit, unmittelbares Umfeld etc.) zurückzuführen sind. Ein ursächlicher Zusammenhang – wer Cannabis zu sich nimmt, riskiert eine Psychose – ist aber absurd und wissenschaftlich nicht belegbar!

Generell lässt sich sagen, dass die meisten Konsumenten ein völlig anderes Bild von sich zeichnen, als Beobachter dies tun. Glauben viele User, dass sie nach dem Genuss von Cannabis leistungsfähiger und belastbarer sind, ist objektiv gesehen bzw. wissenschaftlich evaluiert fast immer das Gegenteil der Fall. Eine scheinbare Gedankentiefe entpuppt sich nachträglich oft als egozentrische Flucht vor der (negativ empfundenen) Realität. Sorgfalts­leistungen und soziale Aktivitäten werden vernachlässigt, produktive Konsequenzen aus der vermeintlichen Tiefsinnigkeit finden in der Regel kaum statt.

Als Ausnahme und Beweis für die positiven Wirkungen der Pflanze gelten immer wieder ausgewählte Biographien künstlerischer Menschen: Man behauptet, dass gerade jene in der Lage wären, diverse Erfahrungen mit bewusstseins­verändernden Substanzen bewusst, kreativ und vor allem phantasievoll in neue schöpferische Akte umzusetzen. Paradoxerweise gibt es auch genügend Musiker, Maler, Schriftsteller und Designer, die aufgrund ihrer Artefakte von einer (konservativen) Gesellschaft anerkannt und gefeiert werden, obwohl sie eindeutig und unmiss­verständlich auf bestimmte Erfahrungen mit Rauschmittel hinweisen. Der Erfolg und die glänzende Karriere übertünchen manche Schwächen.

Für die öffentliche Meinung nicht unerheblich dürfte auch das Urteil von Autoritäten sein: Wenn Experten und Spezialisten die Arbeiten aus der „psychedelischen Phase“ eines Künstlers als absolute Meisterstücke klassifizieren, wird dieses Fachmeinung vielfach ohne Diskussion übernommen: Ein ausschweifender Lebenswandel „passt“ zu einem großen Künstler – oder andersrum – ein Genie darf sich eben auch mehr erlauben…

Subsumierend kann man davon ausgehen, dass es kreative und gestalterische Menschen gibt, die die Formel „Dosis, Set und Setting“, also das Zusammenspiel von konsumierter Menge, der Qualität des „Stoffes“, der persönlichen Verfassung und der behutsamen Durchführung der Einnahme, mit der nötigen Sorgfalt „beherrschen“. Gleichwohl wird kein ernsthafter Künstler seine Schaffenskraft und sein Handwerk allein auf die Erfahrungen und Auswirkungen eines Drogenrausches zurückführen und begründen. Aus anthropologischer Sicht dürfte die obig angeführte Devise schon immer in der Menschheits­geschichte (vgl. die Geschichte der Schamanen, Hexen, Zaubermänner und Priester) eine große Rolle bei einem kultisch-rituellen Konsum von Zauberpflanzen gespielt haben. Übersinnliche Fähigkeiten hatten diejenigen, die auch die transzendenten Kräfte der Natur kannten und nutzen konnten.

Gegenwärtige Studien zeigen bei jugendlichen Konsumenten von Cannabis einen signifikant verminderten Blutfluss im präfrontalen Cortex (verantwortlich für sensorische Assoziationsgebiete), der mit dem limbischen System (Verarbeitung von Emotionen) und den Basalganglien (motorische und kognitive Regelung) verbunden ist. Desgleichen ist eine Degeneration des Hippocampus (Gedächtnisfunktionen) zu beobachten – letzteres ist nicht überraschend, da gerade in diesem Hirnbereich die meisten Cannabinoid-Rezeptoren zu finden sind. Während der Entwicklung des Gehirns bzw. bei der Bildung neuronaler Netze scheint der Cannabis-Konsum also sehr riskant und gefährlich zu sein. Ein Rückgang der allgemeinen Intelligenz, der Schnelligkeit in der Informationsverarbeitung und des Kurzzeit-Gedächtnisses ist statistisch einwandfrei nachweisbar, wobei eine Reversibilität doch auch wieder Hoffnung gibt: Nach Einstellung des Konsums erholt sich das Gehirn relativ schnell.

Die Frage der Abhängigkeit wird ebenso kontrovers geführt: Prinzipiell wird ein Mensch, der sich ab und zu einen Joint dreht, körperlich nicht abhängig, obwohl in der Forschung ein gewisser Toleranzeffekt bemerkt und gemessen wurde. Vorsichtige Schätzungen gehen in Deutschland von etwa 4,5% der Personen, die in ihrem Leben Cannabis konsumiert haben und im weiteren Verlauf eine psychische Abhängigkeit entwickeln, aus. Diese Zahlen sagen nicht allzu viel aus, noch dazu hat sich die Qualität des Wirkstoffes THC in den letzten Jahren verdreifacht. Die klinischen Studien hinken dieser, eher bedrohlichen Entwicklung also immer hinterher…

Diametral verläuft die Diskussion um den medizinisch-therapeutischen Einsatz von Cannabis: Bei Tumor- und Schmerzpatienten, bei chronischen neuropathischen Schmerzen, bei Morbus Parkinson und Multipler Sklerose werden mit Cannabispräparaten seit geraumer Zeit gute Erfolge erzielt. Gerade wenn die Schulmedizin und herkömmliche Schmerzmittel nicht mehr die gewünschte Wirkung zeigen, entscheiden sich immer mehr Ärzte für Dronabinol und andere THC-haltige Medikamente.

In der Geriatrie bahnt sich möglicherweise das nächste, auf den ersten Blick paradoxe Phänomen an: Bei alten Mäusen stellten Forscher kürzlich fest, dass eine geringe Dosis THC einer nachlassenden Gehirnleistung entgegenarbeitet. die Wissenschaftler der Universität Bonn erklären diesen Sachverhalt damit, dass das körpereigene Rezeptorsystem, also die Endocannabinoide, mit allgemeinen Alterungsprozessen in Verbindung steht. Die Stimulation mit externen Wirkstoffen dürfte also den Hippocamp zu einer Aktivität „zwingen“. Bei Experimenten mit greisen Mäusen zeigte sich auf jeden Fall eine erstaunliche Verbesserung der kognitiven Leistungen.

In Israel haben Versuche in einem Altersheim gezeigt, dass Menschen mit beginnendem Alzheimer-Syndrom oder milden Demenzen auf THC gut ansprechen. Auch wenn das Bild von kiffenden und kichernden Senioren irritiert und fast lächerlich erscheint – die Geschichte der Rauschmittel muss man in Zukunft möglicherweise neu schreiben: So gefährlich sich gewisse Suchtmittel bei Jugendlichen offenbaren, zeigen dieselben Wirkstoffe bei alten Menschen dem Anschein nach, einen wohltuenden, positiven Effekt – wohlgemerkt bei gezielter Anwendung und geringer Dosis!


veröffentlicht in Talktogether Nr. 75/2021

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